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Die 6. Stammheimer Modelltage waren wieder ein voller Erfolg. Zahlreiche Aussteller, Modellbauer und Händler präsentierten auf über 500m Standfläche ihre Dioramen, Modelle und Werkzeuge. Workshops zu verschiedenen Themen rundeten das Wochenende ab. Wir möchten uns an dieser Stelle wieder recht herzlich bei allen Beteiligten und Helfern bedanken. Weitere Infos unter Aktivitäten und www.modelltage-stammheim.de
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Museum für Zeitgeschichte
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Museum Stammheim am Main

Das Jahr 1866

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Der Krieg von 1866 entbrannte um die Vorherrschaft in „Deutschland“. Die Historiker des 19. Jahrhundert waren sich einig, dass der Krieg eine „weltgeschichtliche Notwendigkeit“ gewesen sei.

Den unmittelbaren Anlass gaben die Verhältnisse, welche der Friede von Wien (30.10.1864) nach dem deutsch-dänischen Krieg geschaffen hatte. Die Herzogtümer Schleswig und Holstein waren in den gemeinsamen Besitz von Österreich und Preußen übergegangen. Für Österreich war das entlegene Gebiet zwischen Ost- und Nordsee nicht interessant und es hätte gerne Holstein gegen Schlesien mit Preußen getauscht. Doch dazu war Preußen nicht bereit; der König Wilhelm I. bezeichnete Schlesien als ur-preußisches Gebiet. Daher lag es im österreichischen Interesse, einen neuen Kleinstaat unter dem Prinzen Friedrich von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg zu schaffen. Bismarck hätte nur zugestimmt, wenn der neue Herrscher bestimmten preußischen Vorrechten auf dem Gebiet von Schleswig und Holstein zugestimmt hätte. Hier konnte es zu keiner Einigung kommen.

Im Vertrag von Gastein (14. August 1865) wurde daher vereinbart, dass die Österreicher Holstein; Preußen Schleswig verwalten sollte. Damit war der Streit zwischen Österreich und Preußen jedoch nur aufgeschoben.

Die kaiserlich-österreichische Verwaltung in Holstein begünstigte aber weiterhin den Augustenburger. Der österreichische Gouverneur in Holstein, Feldmarschall-Leutnant von Gablenz berief am 30. Januar 1866 in Altona eine Versammlung ein, die sich als machtvolle Demonstration für den Augustenburger zeigte. Preußen protestierte heftig, es fühlte sich in seinen Rechten bedroht und marschierte mit 12.000 Mann unter dem General von Manteuffel am 5. Juni 1866 in Holstein ein; die österreichische Brigade des Generals Kalik (4.000 Mann) zog sich kampflos zurück. Preußen verhinderte so die vorgesehene Einberufung eines Landtages in Itzehoe.

Die Lösung dieses Streites übergaben die Österreicher an den Bundestag in Frankfurt sehr zum Ärger Preußens, hatte man doch vereinbart, keinen Dritten einzuschalten, sondern bei Unstimmigkeiten das Problem durch Verhandlungen untereinander zu lösen.

Am 11. Juni 1866 beantragte Österreich beim Bundestag, die Mobilmachung des Bundesheeres. Der Antrag wurde am 14. Juni 1866 mit 9 : 6 Stimmen angenommen. Preußen hatte nicht mit abgestimmt, verließ den Bundestag und erklärte den Deutschen Bund als aufgelöst.

Am 15. Juni 1866 erging von Preußen aus, an Hannover, Sachsen und Kurhessen, (die dem Antrag Österreichs zugestimmt hatten) ein Ultimatum sich Preußen zu unterwerfen und ihre Länder dem Durchmarsch preußischer Truppen zu öffnen. (Durch Hannover verlief die wichtige preußische Bahnlinie von Minden nach Berlin)

Diese Staaten lehnten das preußische Ersuchen ab, worauf ihnen Preußen den Krieg erklärte und bereits am 16. Juni mit Truppen von Harburg, Minden und von Wetzlar aus einmarschierte.

Das österreichische Kriegsmanifest (Kriegserklärung) erfolgte am 17. Juni, das preußische am 18. Juni 1866.

Die Masse des preußischen Heeres wurde nach Süden in Richtung Böhmen in Marsch gesetzt. Die Entscheidung wurde auf dem Schlachtfeld von Königgraetz durch die Preußen erzwungen. (Schlacht von Königgraetz am 3. Juli 1866)

In Mitteldeutschland war der Feldzug zugleich mit dem böhmischen in Gang gekommen. Die Hannoveraner marschierten nach Süden, um sich, verabredungsgemäß mit den anderen süddeutschen Verbänden zwischen Fulda und Hersfeld zu vereinigen. Auf diesem Marsch stießen die Hannoveraner bei Langensalza  im Unstrut-Tal auf eine preußische Brigade und bereiteten ihr eine Niederlage am 28. Juni 1866. Doch als am 29. Juni die gesamte preußische Mainarmee, in Stärke von 3 Divisionen heran ist, kapitulieren die Hannoveraner.

Von den aus Süden heranmarschierenden Süddeutschen und Bayern (jeweils 4 Divisionen) waren nur die Bayern nach Norden bis in den Raum Meiningen vorangekommen. Sie schwenken nach dem Bekanntwerden des hannöverschen Desasters nach Westen, um den anderen Süddeutschen (dem VIII. Bundeskorps) nun bis Fulda entgegenzumarschieren. (Die Süddeutschen befanden sich jedoch noch auf dem Marsch zwischen Frankfurt und Giessen.)

Nach der Schlacht von Langensalza drehen die Preußen ihre 3 Divisionen in Richtung Fulda zur Bundeshauptstadt Frankfurt ab. Sie stoßen dabei zunächst auf die weiter nach Norden marschierenden Spitzen der bayerischen Armee. Nahe der thüringischen Orte Dermbach, Rossdorf und Zella werden die Bayern in drei Gefechten geschlagen und ziehen sich nach Süden bis auf bayerisches Gebiet an die Saale zurück. Das bayerische Kavalleriekorps erleidet ostwärts von Hünfeld eine schmachvolle Niederlage. Es zieht sich fluchtartig, nach nur wenigen Kanonenschüssen der Preußen, bis südlich Fulda zurück und ist durch eine weitere panische Fluchtbewegung in einer stockdunklen Nacht nahe Bischofsheim/Rhön mehrere Tage nicht mehr einsatzfähig. (Einige Reitertrupps fliehen bis südlich des Maines!)

Mit 2 Divisionen greifen die Preußen die an der Saale zur Verteidigung bereitstehenden Bayern an. Die Bäderstadt Kissingen wird ebenso wie Hammelburg von den Preußen am 10. Juli besetzt. Nach diesen Niederlagen wagt es der Oberkommandierende der Bayern (VII. Bundeskorps), Prinz Karl von Bayern, nicht mehr, seine Truppe auf direktem Weg in das Feldlager bei Schweinfurt zurückzuführen. Er ordnet die Rückzugsbewegung über die Hassberge an und überschreitet nahe Hassfurt den Main, um zwischen dem Steigerwald und dem Main (im Raum Gerolzhofen) sein Heer in eine Ruhestellung zu verlegen.

Die Preußen hatten nach den Siegen bei Hammelburg und Kissingen zunächst die Bayern in Richtung Schweinfurt verfolgt. Aber aus dem großen Hauptquartier in Böhmen dirigierte Moltke mittels Morsetelegraph auch die Divisionen der preußischen Mainarmee. Es wird befohlen, dass zunächst große Landesteile im Raum Frankfurt am Main zu besetzen seien, um dadurch ein Faustpfand bei den Friedensverhandlungen zu haben. Daher marschiert der preußische Befehlshaber, General Vogel von Falckenstein mit seinen 3 Divisionen weiter über Lohr durch den Spessart.

Der süddeutsche Befehlshaber Prinz Alexander von Hessen-Darmstadt hatte inzwischen seinen Vormarsch nach Norden kurz vor Fulda eingestellt und war zum Schutze der Bundeshauptstadt wieder zurückmarschiert und im Dreieck Frankfurt-Hanau-Aschaffenburg angekommen. Beim Verlassen des Spessarts stoßen preußische Verbände auf nahe Laufach und Fronhofen sicherrnde hessische Regimenter. Es kommt hier zu einem sehr blutigen Dorfgefecht, bei dem die Hessen 79 Tote zu beklagen haben, die Preußen nur 5. Diese erste Bekanntschaft der hessischen Grenadiere mit dem preußischen Zündnadelgewehr wirkt während des gesamten Feldzuges nicht nur bei den Hessen, sondern auch bei ihren Waffenbrüdern nach.

Der Oberbefehlshaber aller süddeutschen Truppen, Prinz Karl, wollte nun zwischen Würzburg und der Tauberlinie seine Soldaten hier endlich zusammenführen, um aus diesem Raum erneut gegen die Preußen, die man noch bei Frankfurt vermutete, vorzugehen. Die bei Aschaffenburg am 14. Juli 1866 geschlagenen 4 süddeutschen Divisionen marschieren unverzüglich in Richtung Würzburg durch den Odenwald und das badische Bauland nach Osten. Die Bayern aus dem Raum Gerolzhofen über Würzburg in den Raum Üttingen, Roßbrunn, Helmstadt nach Westen.

Doch die Süddeutschen hatten die Marschgeschwindigkeit der Preußen falsch eingeschätzt. Kaum in den neuen Stellungen angekommen, erleiden die Badener bei Hundheim und Werbach, die Württemberger bei Tauberbischofsheim bittere Niederlagen, so dass Prinz Alexander sein VIII. Korps bis nach Würzburg und hinter den Main zurücknimmt. Das gemeinsame Vorgehen mit dem VII. Korps findet nicht statt.

Zu den letzten Gefechten kommt es zwischen 2 preußischen Divisionen und den Bayern (VII. Bundeskorps) am 25. und 26. Juli bei Üttingen, Helmstadt und Roßbrunn. Die Stadt Würzburg und die Marienfeste werden am 27. Juli 1866 Ziel der preußischen Artillerie.

Im Pfarrhaus von Eisingen, westlich von Würzburg, kommt es zu einem ersten Waffenstillstand zwischen den Preußen und den Bayern.

Der Friede von Prag am 23. August 1866 beendet schließlich diesen Bruderkrieg.

Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen und die Freie Stadt Frankfurt wurden dem preußischen Staat einverleibt. Bayern musste an Preußen die Gebiete von Orb und Gersfeld abgeben, nahe Saalfeld in Thüringen den Besitz des Ortes Kaulsdorf.

Truppengliederung:   

A) Bayern: Prinz Karl von Bayern (= VII. Bundeskorps)

Division Stephan (1. Division)
Division Feder (2. Division)
Division Zoller bzw. Luitpold (3. Division)
Division Hartmann (4. Division)
VII. u. VIII. Korps = Westdeutsche Bundesarmee,   ca. 10.000 >Mann (OB = Prinz Karl v. Bay.)

B) Süddeutsche: Prinz Alexander von Hessen Darmstadt  (=VIII. Bundeskorps)

Württemberger (1. Division)
Badener (2. Division)
Hessen-Darmstadt (3. Division)
Österreich-Nassau-Kurhessen (4. Division)                                                                 

C) Preußen (OB zunächst General Vogel von Falckenstein, später von Manteuffel)

Division Goeben (eigentlich die 13. kgl. pr. Division – Standort Minden)
Division Manteuffel (Zusammenziehung der preußischen Truppen, die als Besatzungskräfte in Schleswig eingesetzt waren – Rheinländer, Magdeburger, Schlesier und Posener)
Division Beyer (aus dem Standort Wetzlar, eine Zusammenführung aller brauchbaren Truppen aus der Rheinprovinz – Soldaten aus dem Niederrhein, Rheinländer und Thüringer)

(3 preußische Divisionen = Mainarmee, Stärke: ca. 48.000 Mann)

Zitat des Generals Moltke:
„Der Krieg von 1866 ist nicht aus Notwehr gegen die Bedrohung der eigenen Existenz entsprungen, auch nicht hervorgerufen durchöffentliche Meinung oder die Stimme des Volkes, er war ein im Kabinett notwendig erkannter, längst beabsichtigter und ruhig vorbereiteter Kampf nicht für Landerwerb, Gebietserweiterung oder materiellen Gewinn, sondern für ein ideales Gut, - die Machtstellung im Reich.“

Bemerkungen des Historikers Gordon A. Craig zum Feldzug von 1866:
„Erstmals spielte die fortgeschrittene Technik des Industriezeitalters eine maßgebliche Rolle.
Ohne Eisenbahn und Telegraph hätte der Feldzug einen ganz anderen Verlauf genommen. In Königgraetz erlebten die Waffen der Zukunft eine erste Bewährungsprobe. Ohne Zweifel trug die Überlegenheit des Zündnadelgewehres auch zum Sieg bei, doch es hatte auf den Ausgang der Schlacht weniger Einfluß, als die vielen taktischen Fehler und Unterlassungssünden der Führung bei den Österreichern und Süddeutschen.“

Österreichischer Infanterist
(1866)
Regiment Hoch- und
Deutschmeister
Preußischer Infanterist
(1864)
Sächsischer Leibgardist
(1866)
Museum Stammheim am Main